30 Jahre aktiver Handballschiedsrichter

Schiedsrichter sind Mangelware und häufig geben Jungschiedsrichter nach kurzer Zeit auf.

Dr. Günther Linz kann auf seine 30 Jahre aktiver Handballschiedsrichter beim TV 1877 Lauf besonders stolz sein. Grund genug, dass Vereinsschiedsrichterwartin Monika Hänelt ihn interviewt. Natürlich übergab sie dem verdienten Sportler bei diesem Anlass eine Urkunde und einen Gutschein für ein Ticket für ein Heimspiel des HC Erlangen plus Getränke.

Hänelt: Seit 30 Jahren pfeifst du Handballspiele, Günther. In dieser Zeit hat sich vieles verändert. Fangen wir ganz von vorne an. Was weißt du noch von deiner Prüfung am 30. Juni 1989?

Linz: Meine Prüfung zum Schiedsrichter fand in der Sportschule in Grünwald bei München im Rahmen der Übungsleiter-Ausbildung statt. Die Schiedsrichter-Ausbildung war seinerzeit Pflichtteil der Übungsleiter-Ausbildung.

Hänelt: Hast du selbst aktiv Handball gespielt?

Linz: Ja, ich begann mit Handballspielen im Schulsportunterricht. Mit 16 Jahren wechselte ich die Sportart zum Judo, was sich dann sehr schnell zum Leistungssport entwickelte. Während des Studiums in München musste ich den Leistungssport wegen Überlastung aufgeben und kehrte so zum Handball als Freizeitsport zurück. Nach dem Ortswechsel nach Lauf schloss ich mich dem TV 1877 Lauf an, wo ich in der 2. und 3. Herrenmannschaft bis Ende der 90-ger Jahre aktiv Handball spielte.

Dezember 1990. Günther trägt die Nummer 4

Hänelt: Warum wolltest du Handballschiedsrichter werden?

Linz: Die Entschlossenheit oder Willen Schiedsrichter zu werden hatte ich nicht, erst die Umstände der Übungsleiter-Ausbildung machten mich zum Schiedsrichter. (Lacht) Ich fing an daran Spaß zu haben und erkannte aber auch die Sinnhaftigkeit dieses Ehrenamtes.

Hänelt: Hast du auch im Tandem gepfiffen?

Linz: Nein, leider nicht. Denn als ich mit der Schiedsrichtertätigkeit begann, waren im Verein keine Schiedsrichter bereit, im Team zu pfeifen.

Hänelt: Welches Spiel ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Linz: Ein Damenspiel in der Bezirksliga, in dessen Verlauf ich sieben rote Karten zeigen musste.

Hänelt: Was war deine höchste Liga, in der du gepfiffen hast?

Linz: Als Einzelschiedsrichter kann man bei Erwachsenen nur Bezirksklasse und Bezirksliga pfeifen, bei Jugendlichen geht es bis zur ÜBOL (übergeordnete Bezirksoberliga – Anmerkung der Redaktion).

Hänelt: Was möchtest du den jungen Spielern bei dieser Gelegenheit sagen?

Linz (überlegt): Das Ehrenamt des Schiedsrichters ist genauso wichtig für den Handballsport wie viele andere Ehrenämter in anderen Bereichen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens.

Breitensport ist ein großer und wichtiger Teil unseres Gemeinwesens, der im Spielbetrieb jeder Sportart Schiedsrichter voraussetzt. Ein Spielbetrieb ohne sie kann nicht ordnungsgemäß funktionieren.

Deshalb ist es wichtig, dass für den Schiedsrichter- Nachwuchs intensiv geworben wird. Es stimmt, dass diese Tätigkeit ein Teil der Freizeit beansprucht, aber sie kann auch sehr viel Genugtuung und Spaß bereiten.

Hänelt: Welche Eigenschaften muss ein guter Schiedsrichter für dieses Ehrenamt mitbringen?

Linz: Um Schiedsrichter zu werden, sollte man selbst die Sportart spielen oder gespielt haben. So ist man besser in der Lage Spielsituationen wahrzunehmen und zu beurteilen. Man sollte ruhig und gelassen bleiben, wenn sich die Gemüter auf dem Spielfeld erhitzen. Dann sind Selbstsicherheit und Autorität gefragt, um das Spiel in die richtige Richtung zu lenken.

(Überlegt) Letztendlich muss er auch bereit sein zur Kritik und Einsicht, dass niemand unfehlbar ist. Solange er bereit ist aus Fehlern zu lernen, werden sich seine Leistungen stetig verbessern.

Hänelt: Würdest du wieder die Schiedsrichterlaufbahn einschlagen?

Linz: (lacht) Ja, aber viel früher, denn in jungen Lebensjahren wird man besser gefördert und hat gute Chancen auf höhere Aufgaben.  

Hänelt: Danke, Günther, für deine Offenheit und dein hohes Engagement für unseren tollen Handballsport und den TV 1877 Lauf. Wir hoffen, dass du weiterhin gesund bleibst und dein „frisches“ Rentnerdasein genießen kannst. Und natürlich hoffen wir auch, dass du weiterhin mit Spaß und guter Laune deine Spiele pfeifst. Vielen Dank!!

Monika Hänelt, Vereins-Handball-Schiedsrichterwartin des TV 1877 Lauf